Verkehrsführung Harztor – eine Katastrophe für ambulante Pflegedienste. Anders lässt sich der aktuelle Zustand leider nicht beschreiben. Das Harztor in Northeim muss saniert werden. Dadurch ist eine Umleitung über Lagershausen / Denkershausen für die nähere Umgebung vorgeschrieben. Der Anliegerverkehr darf durch Hammenstedt beziehungsweise bis zum unteren Wietervirtel in Northeim durchfahren, jedoch gilt dieses nicht für ambulante Pflegedienste – diese sollen außen herumfahren.
Umweltschutz, Zeit, Geld und Notwendigkeit sprechen für Ausnahmeregelung für ambulante Pflegedienste
Hierbei stellt sich die Frage nach der Logik. Zum einen sind die mobilen Pflegedienste ohnehin schon auch vor den Baumaßnahmen durch die entsprechenden Ortschaft gefahren. Dadurch nimmt der durchfahrende Verkehr in keiner Weise weiter zu. Auch dann nicht, wenn die ambulante Pflegedienste weiterhin den direkten Weg nehmen dürften. Ohnehin ist es so, dass in den einzelnen Ortsteilen beziehungsweise Gemeinden, Pflegekunden versorgt werden müssen. Hierdurch muss der direkte Weg sogar erzwungener Maßen genommen werden. Zum anderen ist den Planer nicht bekannt, dass durch die Krankenkassen eine sehr enge Kalkulation für die Anfahrtspauschalen vorgegeben ist. Umwege, die durch eine derartige Verkehrsführung großräumig vorgenommen werden müssen, sind nicht nur unnötig und umweltschädlich, sondern auch geschäftsschädigend. Die höheren Fahrtkosten sind nicht durch die Erstattungspauschalen gedeckt sind. Alleine wir haben bereits jetzt nach den ersten anderthalb Wochen einen Mehraufwand von über 45 % für die Fahrtkosten. Touren, die vorher bei 60 bis 70 km lagen, sind jetzt mit deutlich über 100 km am Tag beziffert.
Auch andere Stellen schlagen Alarm
In der Ausgabe der „hallo Northeim„ vom 29.11.2020 berichtet Frau Monika Nölting im Namen des Beirates für Menschen mit Behinderung in einen offenen Brief an den Bürgermeister von Northeim, dass die entsprechende Situation nicht tragbar sei. Neben den nicht gedeckten Mehrkosten ist auch die Zeitplanung für die einzelnen Touren katastrophal. Einige der Versorgungen müssen innerhalb gewisser Zeiten erfolgen. So sind ambulante Pflegedienste gezwungen, die Touren zu erweitern, neue Touren zu eröffnen und dafür andere Touren zu kürzen. Dieses ist mit einem weiteren Personalaufwand verbunden, der ohnehin schon während der Corono-Pandemie äußerst bedacht verwendet werden muss; vom akuten Fachkraftmangel soll gar nicht erst gesprochen werden. Auch dem Klimaschutz wird hierbei keine Bedeutung zugemessen.
Zudem können wir als Anlieger hinzufügen, dass ohnehin selten bis gar keine Kontrollen durchgeführt werden. So beobachten wir regelmäßig im unteren Wietervirtel (Weinbergsweg, als Umgehung für das Harztor), dass abends zwischen 19:00 Uhr und 22:00 Uhr diverse 40-Tonner durch die Straße rollen.
Man würde bei einer derartigen Planung davon ausgehen, dass ein professionelles Umgehen mit einer derart großen Baumaßnahme verbunden ist. Auf unsere Anfragen durch an die Stadt, ob eine Ausnahmeregelung für Pflegedienste möglich wäre, wurde uns relativ rüde mitgeteilt, dass nicht für jeden ambulanten Pflegedienst eine besondere Regelung getroffen werden könne. Die Tatsache, dass ein Großteil der Fahrten auch bereits vor der Baumaßnahme bereits bestand, wurde schlicht ignoriert. Auch hier sieht man einmal mehr, wie kurzsichtig und praxisfern die Planung betrieben wurde.
Wir können an dieser Stelle den Verantwortlichen nur wünschen, dass diese nie in die Not kommen, für sich einen Pflegedienst beauftragen zu müssen; dieser hätte dann aufgrund von Baumaßnahmen wahrscheinlich auch nicht die Möglichkeit, pünktlich vor Ort Hilfe zu leisten.